Die Bauhofgriller
BBQ-Smoker and more

Zeitungsartikel

02. September 2015

Platz für 170 Kilo Fleisch

Grillsport: Jürgen Fottner und Edmund Scheller  aus Estenfeld sind Griller aus Leidenschaft. Ihr Barbeque-Smoker sieht  aus wie eine Lokomotive und ist der größte in Franken.

Wenn Jürgen Fottner und Edmund „Etze“ Scheller aus Estenfeld ihren  Grill beladen, kriegen sie locker 170 Kilogramm Fleisch unter. Das  reicht für etwa 750 Portionen Schweinesteaks oder fast ebenso viele  Burger. Fottner und Scheller haben nämlich keinen handelsüblichen Grill,  sondern verfügen nach eigenen Angaben über „Unterfrankens größten  Barbeque-Smoker Marke Eigenbau“. 1,6 Tonnen schwer, 3,20 Meter lang,  2,55 Meter hoch und 1,35 Meter breit ist der Smoker, der indirekt  grillt. Ein Jahr lang haben die beiden an ihrem Smoker getüftelt.

„Wir sind sowieso schon immer grillverrückt gewesen“, sagt Fottner,  Bauhofchef der Gemeinde Estenfeld, über sich und seinen Arbeitskollegen  Edmund „Etze“ Scheller, den Wasserwart der Gemeinde. Als sie bei  Arbeiten in der Mehrzweckhalle Estenfeld zwei große Wasserbehälter  ausbauten, wollten sie die nicht zum Alteisen werfen, sondern einen  Grill daraus bauen. „Erst sollte es ein Kugelgrill werden, doch dann  wurde er immer größer“, sagt Scheller, der Tüftler des Duos.

 

Stück für Stück kam hinzu, und Bekannte und Freunde packten ebenfalls  mit an bei Arbeiten am Smoker und bei der kostengünstige Beschaffung  von Teilen. Über ein Jahr dauerten die Arbeiten, immer neben der  normalen Arbeitszeit.

Als leidenschaftlicher Grillfreund hatte Fottner schon einen etwas   kleineren Smoker, und nun bot sich die Gelegenheit, gleich ein paar   Nummern größer zu arbeiten. Nun wird in einem Smoker nicht wie bei   herkömmlichen Grills das Grillgut über Holzkohle gebruzzelt, vielmehr   ist er vergleichbar mit einem großen Backofen. In einer Brennkammer –   ungefähr da, wo bei einer Lokomotive vorne ist – wird Buchenholz   angeschürt. Die Hitze wird über ein ausgetüfteltes System in die beiden Grillkammern geleitet, und zwar so, dass die maximal 130 Grad heiße Luft  in der Mitte austritt und sich gleichmäßig verteilt. Der Garvorgang  dauert gute 14 Stunden, sodass der Smoker schon in der Nacht angeschürt  wird.

Ein ausgemustertes Blaulicht der Feuerwehr, auf dem Turm des Smokers  angebracht, blinkt alle 30 Minuten, „dann sprühen wir das Fleisch mit  Apfelsaft ein, damit es saftig bleibt“, sagt Scheller.

Die Reaktion der Ehefrauen auf die Grillleidenschaft ihrer Männer ist  durchaus gemischt. Während Schellers Ehefrau sich eher skeptisch zeigt,  hat sich Fottners Ehefrau mit dem Hobby ihres Mannes abgefunden.

Mit ihrem Smoker waren die beiden Freunde auch bei der  1000-Jahr-Feier in Urspringen einer der Hingucker des Tages. Allerdings  waren die Gäste der Feier anfangs skeptisch, erzählt Scheller. „Erst  haben sie nur geguckt, dann haben die ersten was gekauft, und dann gab  es kein Halten mehr“, sagt er.

Im Angebot war unter anderem „Pulled Pork“, übersetzt „gerupftes  Schwein“, und der Andrang war riesig. „Da zerging das Fleisch auf der  Zunge“, so Fottner, „die Leute sind wie die Heuschrecken über uns  hergefallen.“ Die beiden Griller hatten alle Hände voll zu tun, vier  Helfer belegten die Burger.

Die Brötchen für die Burger werden von einem Bäcker nur für sie  hergestellt, „und es hat drei, vier Anläufe gebraucht, bis sie endlich  so waren, wie sie sein sollten“, so Fottner. Sie sind anders als  herkömmliche Burgerbrötchen amerikanischer Machart, die schnell  zerbröseln und matschig werden. Nicht so diese speziellen Brötchen. „Da  stimmt die Konsistenz, die Brötchen bleiben knackig bis zum letzten  Bissen“, sagt Fottner.

Auch beim Treffen der Grillfreunde Nordbayern in Veitshöchheim,  veranstaltet vom Grillsportverein, waren Fottner und Scheller mit von  der Partie. Schon auf der Anfahrt zogen sie die Blicke der  Verkehrsteilnehmer auf sich, denn der Smoker auf dem Anhänger sieht auf  den ersten Blick tatsächlich aus wie eine Lokomotive. „Da kriegen die  anderen Autofahrer riesengroße Augen“, so Scheller.

Beim Treffen selbst hatten sich gut 80 Grillfreunde eingefunden und  der Estenfelder Smoker war bei weitem nicht der Größte. Einer dieser  Grillfreunde benutzt seinen Smoker schon kommerziell.

„So weit wollen wir gar nicht gehen“, sagt Fottner. Vielmehr sollen  auch bei solchen Treffen die Kontakte der Grillfreunde untereinander  gepflegt werden, und es wird fleißig probiert. „Aber bei 80 Grills kann  man höchstens die Hälfte probieren, dann ist man pappsatt“, sagt  Fottner.

Ein- bis zweimal im Monat sind die beiden mit ihrem Smoker zu  verschiedenen Festen unterwegs, in der Regel privat. Verleihen werden  sie ihren Grill allerdings nicht. „Da braucht man schon einen ganzen  Tag, um ihn anschließend zu reinigen“, sagt Scheller, „und wenn wir ihn  verleihen, kriegen wir ihn mit Macken zurück, und keiner war's, oder wir  wissen nicht, mit welchem Holz die Leute eingeheizt haben.“ Denn auch  hier gibt es Unterschiede: Birkenholz etwa sondert den   gesundheitsschädlichen Birkenteer ab und das Harz des Fichtenholzes   kriegt niemand mehr richtig raus aus der Brennkammer.

„Wenn wir den verleihen, dann sind wir dabei“, sagt Fottner bestimmt.  Wobei es auf einen Verleih oder gar auf Kommerz gar nicht hinauslaufen  werde, machen die beiden klar. Im Vordergrund steht für die beiden  Estenfelder die Leidenschaft des Grillens, der Spaß an der Geselligkeit  und das Schönste, was das Grillen für sie ausmacht: Nämlich das Bier  danach.

Mehr als 5000 Grillrezepte

Der Grillsportverein, dem die beiden Estenfelder Hobbygriller Jürgen  Fottner und Edmund Scheller angehören, ist nicht im Vereinsregister  eingetragen und kein Verein im eigentlichen Sinne. Vielmehr ist der  Grillsportverein ein Internetportal mit einer Sammlung von mehr als 5000  Grillrezepten, in dem sich Grillfreunde auch austauschen können.

Auf der Internetseite des Vereins mit Sitz in Altusried im Oberallgäu  findet sich zwar eine Satzung. Aber die nimmt sich selbst nicht ganz  ernst. So heißt es zum Beispiel, dass der Vereinszweck darin bestehe,  den Grillsport stetig zu verbreiten. Grillgut dürfe nur im Freien oder  unter überdachten Aufbauten verzehrt werden, auch sei mindestens einmal  pro Monat zu grillen, dabei seien fünf verschiedene Grillsaucen und  Kräuterbutter bereitzustellen.

Es werden auch „disziplinarische Maßnahmen“  aufgelistet. Schwere Verstöße werden mit einem Fass Bier (15 bis 30  Liter), und bei sehr schweren Verstößen ist ein Spanferkel fällig.  Letztlich sagt Paragraf 10 (Sonstiges) mit einem Satz, um was es geht:  „Das hier ist Spaß.“

Für jedermann offen steht die Internetseite des Vereins,  Forumseinträge können jederzeit gelesen werden. Wer Beiträge verfassen  will, muss sich zunächst registrieren – das ist ebenso kostenfrei wie  die Nutzung des Internetangebots und dauert nur wenige Minuten.

Geschrieben von  Guido Chulec

Orginalartikel http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Grillrezepte-Grills;art736,8891448