Grillsport: Jürgen Fottner und Edmund Scheller aus Estenfeld sind Griller aus Leidenschaft. Ihr Barbeque-Smoker sieht aus wie eine Lokomotive und ist der größte in Franken.
Wenn Jürgen Fottner und Edmund „Etze“ Scheller aus Estenfeld ihren Grill beladen, kriegen sie locker 170 Kilogramm Fleisch unter. Das reicht für etwa 750 Portionen Schweinesteaks oder fast ebenso viele Burger. Fottner und Scheller haben nämlich keinen handelsüblichen Grill, sondern verfügen nach eigenen Angaben über „Unterfrankens größten Barbeque-Smoker Marke Eigenbau“. 1,6 Tonnen schwer, 3,20 Meter lang, 2,55 Meter hoch und 1,35 Meter breit ist der Smoker, der indirekt grillt. Ein Jahr lang haben die beiden an ihrem Smoker getüftelt.
„Wir sind sowieso schon immer grillverrückt gewesen“, sagt Fottner, Bauhofchef der Gemeinde Estenfeld, über sich und seinen Arbeitskollegen Edmund „Etze“ Scheller, den Wasserwart der Gemeinde. Als sie bei Arbeiten in der Mehrzweckhalle Estenfeld zwei große Wasserbehälter ausbauten, wollten sie die nicht zum Alteisen werfen, sondern einen Grill daraus bauen. „Erst sollte es ein Kugelgrill werden, doch dann wurde er immer größer“, sagt Scheller, der Tüftler des Duos.
Stück für Stück kam hinzu, und Bekannte und Freunde packten ebenfalls mit an bei Arbeiten am Smoker und bei der kostengünstige Beschaffung von Teilen. Über ein Jahr dauerten die Arbeiten, immer neben der normalen Arbeitszeit.
Als leidenschaftlicher Grillfreund hatte Fottner schon einen etwas kleineren Smoker, und nun bot sich die Gelegenheit, gleich ein paar Nummern größer zu arbeiten. Nun wird in einem Smoker nicht wie bei herkömmlichen Grills das Grillgut über Holzkohle gebruzzelt, vielmehr ist er vergleichbar mit einem großen Backofen. In einer Brennkammer – ungefähr da, wo bei einer Lokomotive vorne ist – wird Buchenholz angeschürt. Die Hitze wird über ein ausgetüfteltes System in die beiden Grillkammern geleitet, und zwar so, dass die maximal 130 Grad heiße Luft in der Mitte austritt und sich gleichmäßig verteilt. Der Garvorgang dauert gute 14 Stunden, sodass der Smoker schon in der Nacht angeschürt wird.
Ein ausgemustertes Blaulicht der Feuerwehr, auf dem Turm des Smokers angebracht, blinkt alle 30 Minuten, „dann sprühen wir das Fleisch mit Apfelsaft ein, damit es saftig bleibt“, sagt Scheller.
Die Reaktion der Ehefrauen auf die Grillleidenschaft ihrer Männer ist durchaus gemischt. Während Schellers Ehefrau sich eher skeptisch zeigt, hat sich Fottners Ehefrau mit dem Hobby ihres Mannes abgefunden.
Mit ihrem Smoker waren die beiden Freunde auch bei der 1000-Jahr-Feier in Urspringen einer der Hingucker des Tages. Allerdings waren die Gäste der Feier anfangs skeptisch, erzählt Scheller. „Erst haben sie nur geguckt, dann haben die ersten was gekauft, und dann gab es kein Halten mehr“, sagt er.
Im Angebot war unter anderem „Pulled Pork“, übersetzt „gerupftes Schwein“, und der Andrang war riesig. „Da zerging das Fleisch auf der Zunge“, so Fottner, „die Leute sind wie die Heuschrecken über uns hergefallen.“ Die beiden Griller hatten alle Hände voll zu tun, vier Helfer belegten die Burger.
Die Brötchen für die Burger werden von einem Bäcker nur für sie hergestellt, „und es hat drei, vier Anläufe gebraucht, bis sie endlich so waren, wie sie sein sollten“, so Fottner. Sie sind anders als herkömmliche Burgerbrötchen amerikanischer Machart, die schnell zerbröseln und matschig werden. Nicht so diese speziellen Brötchen. „Da stimmt die Konsistenz, die Brötchen bleiben knackig bis zum letzten Bissen“, sagt Fottner.
Auch beim Treffen der Grillfreunde Nordbayern in Veitshöchheim, veranstaltet vom Grillsportverein, waren Fottner und Scheller mit von der Partie. Schon auf der Anfahrt zogen sie die Blicke der Verkehrsteilnehmer auf sich, denn der Smoker auf dem Anhänger sieht auf den ersten Blick tatsächlich aus wie eine Lokomotive. „Da kriegen die anderen Autofahrer riesengroße Augen“, so Scheller.
Beim Treffen selbst hatten sich gut 80 Grillfreunde eingefunden und der Estenfelder Smoker war bei weitem nicht der Größte. Einer dieser Grillfreunde benutzt seinen Smoker schon kommerziell.
„So weit wollen wir gar nicht gehen“, sagt Fottner. Vielmehr sollen auch bei solchen Treffen die Kontakte der Grillfreunde untereinander gepflegt werden, und es wird fleißig probiert. „Aber bei 80 Grills kann man höchstens die Hälfte probieren, dann ist man pappsatt“, sagt Fottner.
Ein- bis zweimal im Monat sind die beiden mit ihrem Smoker zu verschiedenen Festen unterwegs, in der Regel privat. Verleihen werden sie ihren Grill allerdings nicht. „Da braucht man schon einen ganzen Tag, um ihn anschließend zu reinigen“, sagt Scheller, „und wenn wir ihn verleihen, kriegen wir ihn mit Macken zurück, und keiner war's, oder wir wissen nicht, mit welchem Holz die Leute eingeheizt haben.“ Denn auch hier gibt es Unterschiede: Birkenholz etwa sondert den gesundheitsschädlichen Birkenteer ab und das Harz des Fichtenholzes kriegt niemand mehr richtig raus aus der Brennkammer.
„Wenn wir den verleihen, dann sind wir dabei“, sagt Fottner bestimmt. Wobei es auf einen Verleih oder gar auf Kommerz gar nicht hinauslaufen werde, machen die beiden klar. Im Vordergrund steht für die beiden Estenfelder die Leidenschaft des Grillens, der Spaß an der Geselligkeit und das Schönste, was das Grillen für sie ausmacht: Nämlich das Bier danach.
Mehr als 5000 Grillrezepte
Der Grillsportverein, dem die beiden Estenfelder Hobbygriller Jürgen Fottner und Edmund Scheller angehören, ist nicht im Vereinsregister eingetragen und kein Verein im eigentlichen Sinne. Vielmehr ist der Grillsportverein ein Internetportal mit einer Sammlung von mehr als 5000 Grillrezepten, in dem sich Grillfreunde auch austauschen können.
Auf der Internetseite des Vereins mit Sitz in Altusried im Oberallgäu findet sich zwar eine Satzung. Aber die nimmt sich selbst nicht ganz ernst. So heißt es zum Beispiel, dass der Vereinszweck darin bestehe, den Grillsport stetig zu verbreiten. Grillgut dürfe nur im Freien oder unter überdachten Aufbauten verzehrt werden, auch sei mindestens einmal pro Monat zu grillen, dabei seien fünf verschiedene Grillsaucen und Kräuterbutter bereitzustellen.
Es werden auch „disziplinarische Maßnahmen“ aufgelistet. Schwere Verstöße werden mit einem Fass Bier (15 bis 30 Liter), und bei sehr schweren Verstößen ist ein Spanferkel fällig. Letztlich sagt Paragraf 10 (Sonstiges) mit einem Satz, um was es geht: „Das hier ist Spaß.“
Für jedermann offen steht die Internetseite des Vereins, Forumseinträge können jederzeit gelesen werden. Wer Beiträge verfassen will, muss sich zunächst registrieren – das ist ebenso kostenfrei wie die Nutzung des Internetangebots und dauert nur wenige Minuten.
Geschrieben von Guido Chulec
Orginalartikel http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Grillrezepte-Grills;art736,8891448